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Das Wort „Tracht“ kommt von „Tragen“ und stellt etwas Verbindendes dar. Für die Bergleute ist es somit ein Zeichen des Gemeinschafts- und Zusammengehörigkeitsgefühls. Im österreichischen und deutschen Raum gibt es eine ältere „weiße“, die so genannte maximiliansche Bergmannstracht, und eine jüngere „schwarze“ Tracht. Die maximiliansche Tracht, die bis ins Mittelalter zurückgeht, besteht aus einem Mantel mit Kapuze und dem Arschleder. Bei der maximilianischen Festtagstracht bestand der Mantel aus weißem Leinen, wohingegen dieser bei der Arbeitstracht aus grobem, braunem Wollstoff gefertigt wurde. Diese Tracht war die Arbeitskleidung für die Salzbergleute. Die „schwarze“ Bergmannstracht, die heutzutage allgemein gebräuchlich ist, entstand wahrscheinlich zu Beginn des 18. Jahrhunderts in Sachsen. Sie besteht aus dem Bergkittel, der Bergkittelweste, einer schwarzen Hose, einer Fliege sowie einer Kopfbedeckung und ist die Tracht der Wolfram Berg- und Hüttenkapelle.

Bergkittel

Der Bergkittel, eine Jacke aus schwarzem Tuch, wird vorne durch neun vergoldete mit dem Bergmannswappen versehenen Knöpfen geschlossen. Die obersten drei Knöpfe werden offen getragen. Dies stellt wie die drei Fenster bei dem Turm der heiligen Barbara die Dreifaltigkeit da. Die Knöpfe haben Schlägel und Eisen eingeprägt. Am Stehkragen sind die Dienstgrade der Bergbeamten ersichtlich, jedoch ziert bei der Musikkapelle die Lyra diese Stelle.

Bergkittel

Lyra und Knöpfe

Vom Stehkragen fällt ein 18 cm langer, in 9 Zacken endender Pelerinkragen über Schulter und Rücken. Dieser erinnert an die ursprüngliche Schutzfunktion vor herabfallendem Gestein in der Grube. Die schirmähnliche Form sorgt außerdem dafür, dass von den Firsten im Stollen herabtropfendes Wasser kontrolliert abgeführt wird und nicht in die Bekleidung eindringen kann. Die Anzahl der Zacken symbolisieren die 9 Jahre, welche die Heilige Barbara im Gefängnis verbringen musste.

An den Oberärmeln des Bergkittels findet man das Bergmannswappen zwischen zwei Samtstreifen, die unten von einem halbrund geschnittenen Stück beendet werden. Schlägel und Eisen symbolisieren bis heute den Bergbau. Mit diesen Werkzeugen brachen die Arbeiter früher das Gestein aus der Wand. Dabei war das Eisen als Meißel in der einen und der Schlägel in der anderen Hand.

Schlägel und Eisen

„Schlägel und Eisen ,mein Wappen und Schild,
dich soll man preisen im Grubengefild!
Klingst ja vom Segen der Berge schon lang’,
Schlägel und Eisen hat herrlichen Klang.“

Dieses Oberärmelemblem hatte der Bergkittel der Bergkapelle Pölfing-Bergla. Auf dem Bergkittel der Wolfram Berg- und Hüttenkapelle befindet sich ein eigenes Emblem. Dieses zeigt Eisen und Schlägel sowie dazwischen eine Zange mit dem Schriftzug „Wolfram“ und „St. Martin i. S.“. In diesem Emblem ist der Bezug zur Berg- und Hüttenindustrie hinterlegt.

Oberarmemblem

Auf dem halbrunden Teil des Samtstreifens hängen etwa 8 cm lange gedrehte Seidenfransen, die so genannten Zopfborten. Diese dienten früher als Reservedochte für Öllampen oder auch als Zündschnüre für Sprengladungen.
Auf den Samtstreifen über den Ärmelaufschlägen und an der Brust sind jeweils 5 weitere goldene Knöpfe mit Schlägel und Eisen-Prägung angenäht. Damit zieren den Bergkittel insgesamt nicht weniger als 29 Knöpfe, welche die 29 Lebensjahre der Heiligen Barbara symbolisieren.
Eine weitere symbolische Komponente des Bergkittels stellen die Farben da. Das Schwarz des Tuchs symbolisiert die Arbeit in der Nacht und Untertage. Im Gegensatz dazu steht das Gold der Knöpfe für die Sonne, welche die Bergleute Untertage nicht zu Gesicht bekommen.

Die Bergkittelweste ist ein Gillette und wird ebenfalls aus schwarzem Tuch genäht. Am Bauch befinden sich zwei Taschen mit Samtband und auf der Brust das selbe Emblem wie auf den Oberärmeln.

Kopfbedeckung

In Österreich wird zum Bergkittel im Allgemeinen, sprich von Berg- und Knappenvereinen, die kleine schwarze Schachtmütze getragen. Bergmusikkapellen tragen einen Kalpak mit Federbusch. Die Farbe des Federbusches ist nach Revieren verschieden. So trugen im ehemaligen Wieser-, Köflacher-, sowie auch in den anderen Kohlerevieren die Musiker einen weißen Federbusch. Im Magnesitbergbau bei Trieben wird ein roter getragen und für andere Abbauprodukte gibt es weitere Farben. Der Federbusch der Wolfram Berg- und Hüttenkapelle ist grün und weißt auf die Verarbeitung des Wolframpulvers hin. Bei besonders festlichen Anlässen wird der Kalpak von den Musikern getragen.

Kalpak mit Federbusch

Schachtmütze

Die schwarze Schachtmütze ist die zweite Kopfbedeckung der Bergleute und wird umgangssprachlich „Schifferl“ genannt. Diese zählt zur standardmäßigen Uniform der Musiker. Auf der linken Seite der Mütze sind Schlägel und Eisen inmitten eines Lorbeerkranzes in Gold eingestickt. Bei den Salzbergleuten ist die Schachtmütze gezackt und kann weiters weiß oder schwarz sein.

Der Bergkittel der Wolfram Berg- und Hüttenkapelle wird genau nach der Verordnung des Ackerbauministeriums im Einvernehmen mit dem Ministerium des Inneren vom 14. Juni 1890 betreffend die Uniformierung der k. k. Forst- und Bergbeamten angefertigt. In der Kultur des Montanvolkes hat der Bergkittel seinen festen Platz. Er gehört in seinem heraushebenden Erscheinungsbild neben dem Gruß “Glück auf“, Liedern und Sprüchen zu den wichtigsten Symbolen des Bergmannstandes.


„Denn unter diesen Kittel sitzt,

ein Mann, der wahrlich noch mehr nützt,
als mancher von den großen Herrn,
im Galarock mit Band und Stern.“

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