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WBuHK

Als am 30. 12. 1975 im Bergbau Bergla der letzte Hunt gefördert wurde, endete im Wies-Eibiswalder Revier der Kohlebergbau nach 176 Jahren. Die Ära des „braunen Goldes“ hat das Leben der Menschen im Bezirk, sowie in der Gemeinde maßgeblich beeinflusst. Auch wenn diese Epoche zu Ende ging, wird die Erinnerung an den Kohlebergbau noch lange aufrechterhalten.

Übersicht des Kohlereviers Wies-Eibiswald

Die Entstehung der Kohle

Bevor wir in die Geschichte des Bergbaues Bergla einsteigen, müssen wir die Frage beantworten, was Kohle eigentlich ist.
Nach heutiger Definition ist Kohle eine angehäufte Pflanzensubstanz vorzeitlicher Sumpfwälder, die erst vom Moorwasser bedeckt und dann von Schichtgestein überlagert in der Tiefe der Erde zum hochwertigen Brennstoff gereift ist.

Schichtaufbau bei der Kohleentstehung

Kohle entstand aus abgestorbenem Pflanzenmaterial von Sumpfwäldern, das zu Boden sank und im feuchten Moor luftdicht eingeschlossen wurde. So wurde es zu Torf zersetzt. Durch wiederholte Absenkungen und Überflutungen wurde Sediment abgelagert, das Druck auf die Torfschichten ausübte.
Durch diesen Druck und die daraus resultierende Hitze wurde die Feuchtigkeit herausgepresst und es begann die chemische Umwandlung von Torf zu Kohle. Diesen Prozess nennt man Inkohlung.
Die erste Stufe dieser Inkohlung wandelte den Torf zur Braunkohle um. Dies geschah bei der Entstehung der in Bergla geförderten Kohle, da Glanzkohle Braunkohle ist. Weiterer Druck und weitere Hitze führte zur Steinkohle. Die Endstufe der Inkohlung erbrachte den sehr hochwertigen Anthrazit. Steinkohle wurde im Karbon vor etwa 280 bis 350 Millionen Jahren gebildet. Braunkohle ist jüngeren Datums und entstand im Tertiär vor etwa 2,5 bis 65 Millionen Jahren. Anthrazit ist älter als die Steinkohle.
Durch geologische Verwerfungen und Faltungen der Deckgebirge brachen die ursprünglich planen Flöze auf und die Kohleschichten traten als sogenannter Ausbiss an die Oberfläche.

Durch die Ausbisse, welche Schichten aus unterschiedlichsten Epochen an die Oberfläche brachten, lagen in den Regionen diverse Bodenschätze verborgen. Speziell jene Ausbisse, welche aus dem Karpatium und Ottnangium stammen enthielten die begehrte Kohle.

Übersicht der Glanzkohlereviere in der Region

Um 1790 wurde die erste Glanzkohle im Wies- Eibiswalder Revier gefunden. Als in der Folge die Bevölkerung die Kohle schon in geringer Tiefe vorfand, wurde sie zum Teil von einem Kohlenfieber ergriffen.
Man ging auf die Suche, schloss Fundstellen auf und ersuchte das Berggericht Leoben um Verleihung von Schürfrechten oder „Grubenmaßen“.

Das Wieser Revier

Karte des Wieser Reviers

Unter dem Begriff „Wieser Revier“ werden heute all jene Bergbaue verstanden, die Kohle aus dem Wieser Flöz abbauten. Das waren die Gruben in Kalkgrub- Limberg, Steyeregg, Pölfing-Bergla, Aug-Schöngg, St. Ulrich und Tombach-Pitschgauegg.
Die pechschwarze Kohle von Bergla zeichnete sich durch gute Heizwerte von ca. 3.500kcal/kg bis zu 4.960kcal/kg aus. Die Flözmächtigkeiten im Wieser Revier lagen von 3,2- 1,3 Meter. Gegen Osten wurde die Grenze der Bauwürdigkeit von 0,4- 0,8 Meter erreicht.

Der Glanzkohlebergbau Bergla

Bergla war der letzte Betrieb im Wies- Eibiswalder Glanzkohlerevier. Bevor wir nun speziell auf Bergla, dem größten und modernsten Bergbau im Wieser Revier eingehen, möchten wir noch auf die Bergbaue eingehen, die zur Errichtung von Bergla beigetragen haben. Diese waren die GKB- Bergbaue in Steyeregg (Marienschacht) und Kalkgrub (Haraldschacht).
Sie förderten aus dem sogenannten Steyeregger Ostfeld, dem späteren Bergla- Westfeld. Da die Bergbaue Steyeregg und Kalkgrub nicht mehr wirtschaftlich waren, wurde die Errichtung einer neuen Anlage in Bergla geplant. 1923 wurde der Bergla-Schacht auf 176 m abgeteuft.

Belegschaft anno 1923

Schachtzimmerer beim Abtäufen in Bergla

Nach der Schließung von Steyeregg und Kalkgrub übersiedelte der Bergbau nach Jagernigg/Pölfing-Brunn. 1931 wurde die Förderung dort durch ein Taggesenk (ein schräg von oben nach unten führender Einbau) aufgenommen.
Am 1.7.1950 wurde die Betriebsleitung von Jagernigg nach Bergla in das 1944 neu errichtete Verwaltungsgebäude verlegt. Von nun an erfolgte die Förderung ausschließlich vom Bergla-Schacht, der nun der einzige Förderschacht im Wieser Revier war. Das „Jagernigger Gesenk“ wurde zur Wetterführung belassen.

Förderturm, Sortierung, Bad und Kanzleigebäude anno 1958

Gesamtansicht des Werkes Bergla anno 1958

Das eingezäunte Werksgelände ist rund 500m lang und 100m breit. der Mittelpunkt der Werksanlagen bildet der Komplex Schacht- Förderturm- Sortierung.
Das Werk ist durch eine über einen Kilometer langen Anschlußbahn mit dem Bahnhof Bergla verbunden. Es wurde später im Werksgelände auch ein Lokschuppen für die dort eingesetzte Werkslok errichtet.

Plan des Werkes und der Gleise um 1950

Beistellung eines Leerwagenzuges in das Werk

Die Grube in Bergla wurde in ein West- und Ostfeld eingeteilt. Infolge der geringen Mächtigkeit auf diesen 9 km langen von Ost nach West verlaufenden Kohleflöz (2 Meter im Westen und 0,5 Meter im Osten) wurde schon frühzeitig der Strebbruchbau angewendet.
Auf Grund der Beschaffenheit des Flözes wurde der Bergbau Bergla Versuchsgrube für Bergbauausrüstung der Maschinenfabrik Zeltweg der ÖAMG (heute Voest- Alpine Bergtechnik GesmbH).
1952 kam die erste elektrische Schrämmaschine von Eickhoff, eine SEKE40 mit Doppelschrämarm und Schrämpilz, in einem 70m langen Streb im Ostfeld zum Einsatz.
In weiterer Folge entwickelte sich Bergla mit Maschinenstreb und Vortriebsmaschinen zum modernsten Bergbau der GKB.

Eickhoff SEKE40-Schrämmaschine

Streb mit hydraulischen Zwei-Stempel-Rahmenausbau der ÖAMG

Zur besseren Nachbereitung und Testung der Anlage baute die ÖMAG im Werk Bergla eine neue Sortierung. Diese wurde im Jahr 1957 in Betrieb genommen.

Bau der neuen Sortierung ab 1954

Fertiggestellte neue Sortierung anno 1957

Die Schließung

Blicken wir nochmal kurz zurück. Nach 1953 begann die Weltwirtschaft wieder zu funktionieren, und die Energiekrise ging zu Ende. Damit änderte sich auch die Lage des Kohlebergbaues und die Blütezeit im Kohlebergbau steuerte ihrem Ende zu, obwohl die GKB 1957 mit 234.000 t die höchste Fördermenge seit ihren Anfängen verzeichnen konnte.
Die Errichtung eines Dampfkraftwerkes in der Nähe der Grube, wurde wegen der zu geringen Lebensdauer des Bergbaues wieder verworfen.
Der Mannschaftsstand in Bergla sank 1966 sprunghaft von 567 auf 459 und im Jahr darauf auf 428, da das Werk erneut in Schwierigkeiten geriet. In dieser Höhe blieb der Mannschaftsstand dann 5 Jahre lang aufgrund der verbesserten Auftragslage und der Aufnahmesperre.
1966 wurde erstmals die Schließung des Betriebes bis zum Frühjahr 1967 von einem „Beamtenkomitee“ beantragt. Aber sowohl die Arbeiterbelegschaft als auch die Steiermärkische Landesregierung unter dem damaligen Landeshauptmann Josef Krainer, der ein großer Befürworter des Bergwerkes Pölfing-Bergla war, lehnten diese Maßnahme ab.

Besuch von Landeshauptmann Krainer sen.

1968 begann man mit der Freistellung älterer Arbeitskräfte, die aber Anspruch auf eine Sonderunterstützung hatten.
Die günstigeren Flözverhältnisse im Ostfeld führten zu einer Steigerung der Förderung, aber auch zu einer Verteuerung des Abbaus, da sich die Förderwege zum Schacht verlängerten. 1971 wurden 10 Millionen Schilling investiert, um die Verluste etwas zu senken.
Da dieses Bergwerk des Wieser Flözes trotz vieler Förderungsmaßnahmen nicht gewinnbringend arbeitete, beschloss man das Bergwerk Bergla am 31. 12. 1975 vorzeitig einzustellen um einen Belegschaftsanteil längerfristig die Arbeitsplätze bei der neu zu errichtenden Wolfram Hütte zu sichern.
Die Bergleute aus Bergla konnten die Schließung der moderntesten ausgestatteten Grube nicht verstehen und verwiesen immer wieder darauf, dass noch mindestens für eine Betriebsdauer von fünf bis sechs Jahren beste, gut gewinnbare Kohle in der Grube lagern.
Das bedeutete nun das Ende des Kohlebergbaues im Wieser Revier und in der Gemeinde. Eine große und für unsere Heimat wirtschaftlich wichtige Epoche war damit nun endgültig abgeschlossen.

Der letzte Hunt mit Bergla Kohle am 30.12.1975

Bergla, Glück auf!

Der letzte Hunt verläßt die Nacht
und führt zum Tag, hinauf den Schacht.
Und wir, wir löschen still das Licht.
Schacht Bergla, deine letzte Schicht!

Nun schweigt der Turm dort über’m Wald,
und aus der Teufe weht es kalt.
Die Grube gilt als ausgekohlt;
Von uns hat niemand das gewollt!

Nun fragt ihr uns, wohin wir geh’n
Und ob wir uns einst wiederseh’n.
Nach Norden, Westen, mit dem Wind,
weil wir nun ohne Heimat sind!

(Franz Pöschl)

Vom Belegschaftsstand von 320 Personen gingen 90 in die Sonderunterstützung, 110 zur Wolframhütte und 130 pendelten in das Köflacher Revier (Zangtal und Karlschacht). In Summe kamen aus Pölfing-Bergla von 1931 bis 1975 5,7 Mio t Kohle, 4 Mio t Berge (Taubes Material) und 100 Mio m3 Wasser zu Tage.

Errichtung der Wolfram Hütte

Am Areal des Werkes Bergla wurde als Nachfolgebetrieb die Wolfram Hütte errichtet. Gleichzeitig mit den Schließungsmaßnahmen wurde mit dem Bau der Hütte begonnen.
Schon zwei Jahre nach Baubeginn konnte 1977 der Betrieb in der Hütte aufgenommen werden. Bis heute wird Wolfram in der Hütte zu hochwertigem Pulver verarbeitet.

Wolfram Hütte anno 1976

Wolfram Hütte heute

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